Stellt euch vor, ihr würdet monatlich 1.000€ bekommen. Einfach so, ohne etwas dafür
getan zu haben. Bedingungslos eben. Diese Idee greift das bedingungslose Grundeinkommen auf, da es jedem in Deutschland lebenden Menschen zur
Existenzsicherung ca.1.000 € zur Verfügung stellen möchte. Patrizia Dürr, Schülerin der 12a, beschäftigt sich im Rahmen ihrer Seminararbeit mit dem bedingungslosen Grundeinkommen, und ob dieses Deutschland ein Stück gerechter machen würde. Im Rahmen ihrer empirischen Studie hat sie ein Interview mit Prof. Dr. Sascha Liebermann von der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft geführt, dessen Forschungsschwerpunkt auf dem bedingungslosen Grundeinkommen liegt. Um ihre Empirie noch auszubauen, organisierte sie im Rahmen des Deutschunterrichts eine gemeinsame Diskussion mit ihrer Klasse.
Zusammen mit Prof. Dr. Liebermann wurden per Videoschalte über eine Stunde Argumente für und gegen ein bedingungsloses
Grundeinkommen ausgetauscht. Zuerst erläuterte er seinen Standpunkt und argumentierte, dass das bedingungslose Grundeinkommen Menschen mehr Möglichkeiten bieten würde. So könnten beispielsweise Jugendliche sich nach dem Schulabschluss ein Jahr zur Orientierung freinehmen, ohne sich Sorgen um die Finanzierung machen zu müssen. Dadurch, dass kein Zwang mehr zur Erwerbsarbeit, das ist Arbeit, bei der Lohn gezahlt wird, besteht, könnten sich Menschen viel mehr ehrenamtlich, beispielsweise in einem Verein oder der Politik, engagieren.
Allerdings kamen von Seiten der Schülerinnen viele Befürchtungen auf, wie dass dann vielleicht nur noch wenige wirklich arbeiten wollten. Daraufhin verdeutlichte Herr Prof. Dr. Liebermann, ein Großteil der Arbeit, die sogenannte Care Arbeit, wie das Erledigen des Haushalts oder die Kindererziehung, werde nicht vergütet, obwohl sie essenziell für eine funktionierende Gesellschaft sei. Ohne das Erledigen dieser Arbeit könnte auch keine Erwerbsarbeit, die oft als die „richtige“ Arbeit angesehen wird, verrichtet werden. Darüber hinaus gingen Menschen einer Arbeit nicht nur nach, um damit Geld zu verdienen, sondern weil sie sich entfalten und einen Beitrag zur Gesellschaft leisten möchten. Jedoch muss angemerkt werden, dass die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens aktuell noch utopisch ist, so auch Professor Liebermann, da die Finanzierung und die Rolle der Sozialsysteme ungeklärt sind. Die abschließende Umfrage zum Meinungsbild der Klasse zeigte deutlich, wie aufschlussreich die Diskussion war und sich einige skeptische Schülerinnen von den Argumenten Liebermanns überzeugen ließen. Es war ebenso sehr spannend, sich mit einem hochinteressanten Thema unter wissenschaftlicher Anleitung so direkt auseinandersetzen.