Eine der Pflichtlektüren für das Abitur 2026, Der zerbrochene Krug von Heinrich von Kleist, wurde am Donnerstag, dem 10. April, für alle Deutsch-Leistungskurse der Schule in einer Theateraufführung präsentiert. Die auf 39 Seiten gekürzte Komödie wurde von einer Schauspielerin und einem Schauspieler des Theaters Mobile Spiele aus Karlsruhe auf originelle und humorvolle Weise auf die Bühne gebracht.
Da nur diese beiden das gesamte Stück darstellen mussten, wurde der Text auf diese kleine Besetzung abgestimmt. Beispielsweise wurden Figuren entweder durch Puppen oder durch schnelle Kostümwechsel der Schauspieler dargestellt. Bereits im Voraus gedrehte Szenen wurden über einen Fernseher abgespielt – für die Schauspieler eine besondere Herausforderung, da in diesen Passagen das Timing perfekt sein musste. Eigentlich männliche Rollen wie Licht oder Walter wurden als weibliche Figuren interpretiert, da es laut Aussage der Darsteller problematisch gewesen wäre, das Stück ausschließlich mit Männern zu inszenieren. Die soziale Dimension der Geschlechterrollen – insbesondere die Unterdrückung von Eve – wäre dann nicht deutlich geworden.
Besonders eine szenische Umsetzung des Kriminalfalls war eindrucksvoll: Die Aufklärung wurde mit einem roten Faden visualisiert, dem die Beteiligten folgten – symbolisch für die Wahrheitssuche und Adams Entlarvung – und kreuz und quer über die Bühne gespannt. Der Täter Adam verstrickte sich so immer mehr in seinen eigenen
Lügen. Auch zahlreiche andere Merkmale des Stücks wurden kreativ auf die Bühne gebracht: vom Klumpfuß des Richters über sichtbare Wunden und großartige Kostüme bis hin zu einer symbolischen Anspielung auf die Ödipus-Legende: So wurde ein offenes Auge am Boden gezeigt – als Kontrast zum blinden Ödipus, der erst durch das Verlieren seiner Augen zur Erkenntnis gelangt. Adam hingegen ist unfähig zur Einsicht und unterliegt seinen eigenen Taten.
Am Ende der Vorstellung hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Die Schauspieler erzählten, dass „Der zerbrochene Krug“ eines der anspruchsvollsten Stücke sei, das sie je gespielt hatten – insbesondere wegen der komplexen Sprache und der aufwändigen Inszenierung. Nach acht Wochen
Probenzeit, davon drei für das reine Textlernen, haben sie das Stück nun bereits rund zwanzig Mal aufgeführt – und dennoch war jede Aufführung einzigartig. Beide Darsteller verbindet eine tiefe Leidenschaft für das Theater, und das merkte man auch: Das Schauspiel war authentisch, energiegeladen und voller Spielfreude. Für uns Schülerinnen und Schüler war es sehr hilfreich, das Stück auf der Bühne zu erleben – denn es vermittelte Atmosphäre und Inhalt auf eine Weise, die weit über das Lesen schwarzer Schrift auf weißen Seiten hinausgeht.
(von Annika Lemke aus dem Leistungskurs Deutsch der J1D)